Über das Schweigen
Verschiedene Autoren
Die Hauptübung der mystischen Theologie besteht darin,
im Grunde des Herzens mit Gott zu reden, und Gott reden hören.
Und weil diese vertrauliche Unterredung durch sehr heimliche Regungen
und Eingebungen vor sich geht, nennen wir sie das Zwiegespräch des Schweigens;
das Auge spricht zum Auge, das Herz zum Herzen, und niemand versteht, was gesprochen wird.
außer den heiligen Liebenden, die miteinander reden.
Franz von Sales
Wie ich Gottes Ich erst kenne in der Offenbarung der Liebe,
so auch den anderen Menschen.
So wird mir klar werden, das unsere christliche Person
ihr eigentliches Wesen erst erreicht,
wenn Gott ihr nicht als Du gegenüber tritt, sondern als Ich in sie eingeht.
Dietrich Bonhoeffer
"Lebe du in mir, heiliger Gott.
Ich möchte nichts als da sein und durch dich leben.
Ich will mich lassen, mich frei geben.
Ich möchte mich öffnen.
Wirke du in mir so, dass du mein Leben bist.
Sei du um mich so, dass du meine Welt bist.
Durchdringe mich,
dass ich selbst unwichtig werde und du allein bleibst."
Jörg Zink
"Wer Gott so hat,
der nimmt Gott göttlich,
und dem leuchtet er in allen Dingen.
Denn alle Dinge schmecken ihm nach Gott,
und Gottes Bild
wird ihm aus allen Dingen sichtbar."
Meister Eckart
"Wenn ich mich heute umwende,
um zurückzuschauen,
so sehe ich,
wie ich durch meine traurigen Jahre,
meine geduldigen Finsternisse,
bis zum Ende immer, o mein Gott,
von Deinen Händen wie eine Gelähmte getragen wurde
auf göttlicher Straße."
Marie Noel
Mystikerin aus Frankreich
"Ihr sollt wissen, dass all unsere Vollkommenheit
und all unsere Seligkeit darin liegen,
dass der Mensch über alles Geschaffene und Zeitliche
und alles Wesen hinausgehe
und in den Grund steige, der ohne Grund ist".
Meister Eckart
Mahatma Gandhi sagt: "Ob ich Antwort bekam auf meine Gebete?"
Da kann ich mich glücklich schätzen. Ich habe niemals erlebt,
dass Gott mir nicht geantwortet hätte.
Ich habe Ihn am tiefsten erfahren,
wenn es um mich her sehr dunkel war,
während meiner Leidenszeit im Gefängnis,
als es um mich nicht gut stand.
Ich kann mich an keinen Augenblick
in meinem Leben erinnern,
in den ich das Gefühl gehabt hätte,
dass Gott mich verlassen habe."
Eine mittelalterliche Gebetsanleitung schildert, was uns hier fehlt:
Wehe über die Gedanken in meinem Kopf!
Wie sie mir davoneilen!
" Durch wogende Menschenmenge eilen sie, durch Kreise spielender Kinder, durch Wälder und Städte wie ein Wirbelwind.
Der Erinnerung verloren, streifen sie nah und weit, von manchem großen Auftrag listig abgedrängt schleichen sie heim.
Ohne Schiff gleiten sie über die See, mit einem Schwung fahren sie von der Erde zum Himmel auf.
Es ist ein törichtes Wettrennen nah und fern, nach schwindelndem Lauf kehren sie zu mir zurück.
Versucht man gleich sie zu binden oder ihnen Ketten an die Füße zu legen - dann reißen sie sich los und eilen davon.
unaufhaltsam, ohne Rast und Ruh. Weder Schwertes Schneide noch Peitschenhieb halten sie zurück.
Schlüprich wie der Schwanz des Aals entgleiten sie meinem Griff."
Ibn Ata Allah, ein islamischer Weiser sagt:
"Wenn du jemand siehst, der auf alles antwortet, was man ihn fragt,
der alles ausspricht, was er bemerkt, oder der alles erzählt, was er gelernt hat,
so schließe daraus: Er ist ein Tor!
Schweigen möchte ich, Gott,
und auf dich warten.
Schweigen möchte ich,
damit ich verstehe, was in deiner Welt geschieht.
Schweigen möchte ich,
damit ich den Dingen nahe bin,
allen deinen Geschöpfen , und ihre Stimme hören.
Ich möchte schweigen,
damit ich unter den vielen Stimmen die deine erkenne.
Ich möchte schweigen
und darüber staunen, dass du für mich ein Wort hast.
Ich bin nicht wert, dass du zu mir kommst,
aber sprich nur ein Wort, so wird meine Seele gesund.
Jörg Zink
Gerhard Tersteegen gibt folgende Anweisung:
"HERR, lass schweigen, was du nicht selbst in mir redest, lass still stehn, was du nicht selbst bewegst,
nimm meine Stelle ganz ein, die jetzt ich bin, und tue in mir und durch mich, was dir gefällt.
Lass dieses Ich untergehen und sei du allein alles in allem.
Führe so mich ganz aus mir selbst und aus dem Meinen heraus in dich,
O mein Gott, mein Ursprung und mein Ziel!
So bin ich nicht mehr im Schein, sondern im Wesen, von allem Übel erlöst und frei
und ehre und verherrliche dich allein"!
Meister Eckart sagt:
"Das ein Mensch ein ruhiges und nachdenkliches Leben in Gott hat, das ist gut;
dass der Mensch ein mühevolles Leben mit Gott erträgt, das ist besser;
aber dass man Ruhe habe mitten im mühevollen Leben, das ist das allerbeste.
Ein Mensch gehe übers Feld und spreche sein Gebet und erkenne Gott,
oder er sei in der Kirche und erkenne Gott.
Denn Gott ist gleicherweise in allen Dingen und allen Stätten ...!"
Abschweifende Gedanken zurückrufen
Bruder Lorenz
Fast jeder hat Probleme mit abschweifenden Gedanken. Unser Verstand ist ein wahrer Vagabund. Doch als Herr über alle anderen Fähigkeiten kann unser Wille die Gedanken zurückrufen und wieder auf Gott ausrichten.
Wenn unser Verstand nicht von Anfang an zur Disziplin gerufen wird, werden unsere Bemühungen um innere Andacht durch abschweifende Gedanken und Zerstreuung beeinträchtigt werden. Solche Angewohnheiten sind dann schwer zu überwinden. Sie lenken uns vom HERRN ab und ziehen uns gegen unseren Willen zu irdischen Dingen hin.
Ich glaube, ein Heilmittel dagegen ist, unser Versagen demütigt vor Gott zu bekennen!
Ich rate Ihnen nicht, bei solchen Gebeten viele Worte zu machen. Viele Worte und lange Reden bieten Ihrem Verstand nur weitere Gelegenheiten, abzuschweifen. Verharren Sie stattdessen vor dem HERRN. Bleiben Sie vor ihm wie ein armer gebrechlicher Mensch, der vor der Tür eines Reichen sitzt und wartet. Machen Sie es sich zur Aufgabe, Ihre Gedanken ständig auf die Gegenwart des HERRN zu richten.
Wenn Ihre Gedanken gelegentlich abschweifen oder sich vom HERRN entfernen, seien Sie nicht besorgt oder beunruhigt. Sorgen und Unruhe lenken den Verstand nur noch weiter von GOTT ab, statt ihn zu sammeln. Der Wille muss den Verstand wieder zur Ruhe führen.
Wenn Sie so vorgehen, wird der HERR sich Ihrer erbarmen!
Eine Möglichkeit, die Gedanken in der Gebetszeit leicht zu sammeln und in der Ruhe zu bewahren, besteht darin, sie auch zu anderen Zeiten n i c h t zu weit umherschweifen zu lassen.
Richten Sie Ihre Gedanken tagsüber gewissenhaft auf die Gegenwart GOTTES ! Entwickeln Sie die Gewohnheit, sich oft an den HERRN zu erinnern. Je mehr Sie dies tun, desto leichter wird es Ihnen fallen, Ihre Gedanken während der Gebetszeit ruhig zu halten und sie wieder zurückzurufen, wenn sie abschweifen.
Darum wollen wir uns ernsthaft bemühen und füreinander beten!
Im Tempel des Friedens
Ich bin im Tempel des Friedens!
Alles schweigt und ruht in mir. Mein Körper ist still und entspannt.
Die Heilkraft des Schweigens erfüllt mich.
Sie heilt alle meine Leiden und gibt mir Kraft und Gesundheit,
Liebe und Frieden, Licht und Freude ziehen in mir ein
und beleben mich ganz. Ich fühle himmlische Ruhe in mir!
Alles schweigt in mir! Gott allein wirkt in mir, ich bin erfüllt von seiner Liebe.
In mir ist ein neuer Funke entzündet;
eine neue Kraft umflutet mich! Ein neues Leben durchströmt mich!
Ein neues Licht durchstrahlt mich!
Ich will dieses Licht ewig tragen, und es freudig ergießen in das Herz der Menschheit!
Heil allen Menschen und Wesen! Licht allen Menschen und Wesen!
H. K. Iranschähr
Zwei Dinge sind schädlich für jeden,
der die Stufen des Glücks ersteigen will:
Schweigen, wenn Zeit ist zu reden,
und reden, wenn Zeit ist zu schweigen.
Friedrich von Bodenstedt
Der Glaube an Gott ist wie der ewige Beginn einer Liebe:
Schweigen!
Jean Giraudoux
Denke daran, dass Schweigen
manchmal die beste Antwort ist.
Dali Lama